Ich trinke derzeit keinen Kaffee. Bereits im Dezember hatte ich bemerkt, dass ich mal wieder zu viel davon trinke. Ich hatte es dann ein wenig reduziert, aber die Kombination aus viel Arbeit und einer guten Kaffeemaschine in der WG steigern den Konsum jedes mal aufs neue. Irgendwann kam dann die Idee auf, in der Fastenzeit auf Kaffee zu verzichten. Daran erinnerte ich mich ausgerechnet am Tag vor Aschermittwoch wieder. „Oh nein, dann müsste ich ja schon morgen anfangen!“. Als dann jedoch auch noch die derzeitige Packung Kaffee just an diesem Tag aufgebraucht wurde, wertete ich das als höheres Zeichen ;), der Papst war ja auch gerade erst zurückgetreten. Demnach bin ich derzeit knapp über der Halbzeit meiner Kaffee-Fastenzeit. Zum Glück zählen die Sonntage nicht mit.
Meine Bilanz bis hierhin: An den ersten Tagen war ich recht müde, dann hat sich da Ganze zunehmend eingerenkt. Freute ich mich zu Beginn noch außerordentlich auf den Sonntag, habe ich am vergangenen Morgens sogar auf den Kaffee verzichtet, weil er mir dann doch nicht so viel gab. Die letzten Tage jedoch war ich trotz mehr Sonnenlicht wieder häufig müde – ein Kaffee hätte da wirklich gut getan. Ich freue mich also durchaus auf Ostern.
Unterm Strich glaube ich aber, dass es eher ein Verzicht auf ein Stück Lifestyle ist, als auf ein Getränk als solches. Man verzichtet also nicht in erster Linie auf Koffein oder einen speziellen Geschmack, sondern auf das Standard-Getränk im Büro, auf „bor, ich brauch jetzt erst mal einen Kaffee“ und auf das Nachmittagsgetränk im Café oder als Accessoir „to go“. Ich denke übrigens, dass das bei vielen Verzichten der Fall ist: Man verzichtet zum Beispiel auf den Lifestyle, einen Burger zu essen, wenn man Vegetarier ist oder auf den Lifestyle, ein Bierchen zu trinken, wenn man keinen Alkohol trinkt.
Aber ich glaube auch andersherum ist der Verzicht mitunter ein Stück Lifestyle. Es kann dem eigenen Lifestyle entsprechen zu sagen, man esse kein Fleisch, trinke keinen Alkohol. Besonders wenn man sich die Veganer-Szene anschaut oder auch einige Glaubensrichtungen, wird das deutlich. Lifestyle ist nicht immer etwas, das auf den ersten Blick Spaß macht. Mein tägliches Training ist auch nicht immer toll, es ist auch Verzicht. Aber: Es ist Teil meiner Lebenseinstellung, Teil meiner Persönlichkeit.
In diesem Sinne kann man sagen: Je nach Lebenseinstellung fasten wir alle unser Leben lang, auf die eine oder andere Weise.
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